Textatelier
BLOG vom: 08.01.2010

Widerstand mit dem zürichdeutschen „Nüüt“ (= Nichts)

Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich-Altstetten
 
„Nüüt, nüüt“ ist neuerdings ein geflügeltes Wort in unserer Familie. Wir verdanken es der 3½-jährigen Enkelin. Sie muss es während der gemeinsamen Sommerferien aufgefangen haben. Ihr Grossvater benützt es oft an der Stelle von einem harten Nein. Gleichwohl waren wir überrascht; denn Nora spricht mehrheitlich französisch. Stellen wir Fragen, die sie nicht beantworten will, heisst es abwehrend: „Nüüt, nüüt“.
 
Zu Weihnachten wünschten sich beide Enkelinnen ein Abspielgerät. Wir Grosseltern wurden informiert, dass die früher auf einer CD zusammengetragenen Kinderlieder und Verse in Noras Player eingespiesen werden. Ob wir diese persönliche Sammlung noch ergänzen wollten? Ja, gern. Wir freuen uns, wenn unser Sprachklang den Enkelinnen vertraut bleibt.
 
Primos Beitrag befasste sich dann ausschliesslich mit dem Wort „nüüt“. Ich halte ihn hier fest, obwohl ich weiss, dass der Dialekt an vielen Orten nicht verstanden werden kann. Aber vielleicht freuen sich Leserinnen und Leser am Sprachklang. Einzelne Worte erkläre ich noch am Schluss des Textes. 
Öppis, wo öppis isch
isch nüd nüüt.
 
Öppis Guets isch guet:
Ässe, trinke, suggele,
scho lang nüme nuggele.
 
Wenig isch nonig nüt.
Vill isch nonig alles.
Gar kei da – isch alles wegg.
Gar nüt isch me da.
Niemer da.
 
Niemer, keis, alles furt.
Furt und Schluss. Fidibus. 
Erklärung der Mundartausdrücke
öppis = etwas
isch nüd nüüt = ist nicht Nichts
Guets = Gutes
guet = gut
ässe = essen
suggele = genüsslich saugen
nuggele = lutschen
nonig nüüt = noch nicht Nichts
gar kei = kein, keines („gar“ verstärkt die Aussage)
alles wegg = alles fort
niemer = niemand
keis = keines
furt = fort
Fidibus = Aschenbecher mit Aufsatz. Daran werden Streichhölzer entzündet.
 
Fidibus beschliesst hier das Wortspiel mit einem zündenden Feuer.
 
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